Maigret - 46 - Maigret und der Minister by Simenon Georges

Maigret - 46 - Maigret und der Minister by Simenon Georges

Autor:Simenon, Georges [Georges, Simenon]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-16T04:00:00+00:00


6

Das Mittagessen im ›Filet de Sole‹

Bevor er an der ersten Tür läutete, besann er sich eines anderen und drehte sich zu Lapointe um, der eben die Hand nach dem Klingelknopf ausstreckte.

»Hast du nicht auch Durst?«

»Nein, Chef.«

»Na, dann fang schon an. Ich bin gleich wieder da.«

Eigentlich hätte er bei der Concierge das Telefongespräch führen können, das ihm eben einfiel, aber er sprach nicht gerne vor Zeugen, und außerdem bekam er so die Gelegenheit, etwas zu trinken, ein Glas Weißwein zum Beispiel.

Er musste hundert Meter gehen, um ein ganz kleines Bistro zu finden, wo außer dem Wirt keine Menschenseele war.

»Ein Glas Wein«, bestellte er, aber gleich darauf winkte er ab:

»Lieber einen Pernod.«

Das passte besser zu seiner Stimmung und dem Wetter und ebenso zu dem Geruch dieser sauberen kleinen Bar, in die nie jemand zu kommen schien. Er wartete, bis er sein Glas bekam, und nachdem er es zur Hälfte geleert hatte, ging er zur Telefonzelle.

Wenn man in den Zeitungen den Bericht über eine Untersuchung liest, erhält man den Eindruck, dass die Polizei von Anfang an eine gerade Linie verfolgt, dass sie genau weiß, was zu tun ist. Ein Ereignis fügt sich logisch an das andere, so wie das Kommen und Gehen der Personen in einem gutgebauten Theaterstück.

Selten ist von den vergeblichen Bemühungen, von den langweiligen Recherchen, die in Sackgassen enden, von den wahllos vorgenommenen Ermittlungen die Rede.

Maigret hätte nicht eine einzige Untersuchung nennen können, in deren Verlauf er nicht dann und wann im Dunkeln getappt hätte.

Heute Morgen im Büro hatte er keine Zeit gehabt, Lucas, Torrence und Janvier zu fragen, wie sie mit den Aufgaben, die er ihnen am Vortag gestellt und die ihm jetzt völlig absurd vorkamen, vorangekommen waren.

»Ist da die Kriminalpolizei? Verbinden Sie mich bitte mit Lucas. Wenn er nicht da ist, geben Sie mir Janvier.«

Lucas kam an den Apparat.

»Sind Sie’s, Chef?«

»Ja. Das Wichtigste zuerst. Du musst dir ein Foto von Piquemal beschaffen, dem Mann aus der Hochschule für Straßen- und Brückenbau. Es hat aber keinen Zweck, in seinem Hotelzimmer danach zu suchen, dort ist keins. Es würde mich jedoch wundern, wenn es in der Schule nicht ein Gruppenbild gäbe, wie es gewöhnlich zu Semesterschluss aufgenommen wird, das dem Erkennungsdienst von Nutzen sein könnte.

Sie sollen sich aber sputen, damit das Bild noch in den Abendzeitungen erscheinen kann. Es muss auch sofort an alle Polizeidienststellen weitergegeben werden. Und geh sicherheitshalber noch schnell im Gerichtsmedizinischen Institut vorbei.«

»Verstanden, Chef.«

»Gibt’s bei dir was Neues?«

»Ich habe Marcelle aufgestöbert. Mit Nachnamen heißt sie Luquet.«

Maigret hatte diese Spur im Geist schon aufgegeben, aber er wollte nicht, dass Lucas denken könnte, er habe umsonst gearbeitet.

»Und was ist mit ihr?«

»Sie arbeitet als Korrektorin in der Druckerei Croissant, wo sie zur Nachtschicht gehört. Dort werden aber weder La Rumeur noch Le Globe gedruckt. Sie hat von Tabard gehört, kennt ihn jedoch nicht persönlich. Mascoulin ist sie nie begegnet.«

»Hast du mit ihr gesprochen?«

»Ich habe sie zu einer Tasse Kaffee in der Rue Montmartre eingeladen. Sie ist eine anständige Frau. Sie hat, bis sie Fleury kennenlernte und sich in ihn verliebte, allein gelebt.



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